3. Fahrtag

Massentourismus im Paznauntal -
Bergidyll pur an der Heidelberger Hütte:

Heilbronner Hütte - Heidelberger Hütte

Nach kurzem Blick auf die Frühstücksteller der anderen Hüttengäste fahren wir gleich los in die einfache Abfahrt zum Kops-Stausee. Vorsichtig schauen wir wegen im www beschriebener Orientierungsprobleme immer wieder nach dem Weg. Eigentlich kann man aber gar nichts falsch machen, sofern man nicht in den absoluten Downhillrausch im fortgeschrittenen Stadium (Tunnelblick, Zeige-/Mittelfingerparalyse) verfällt. Bald sehen wir links die Kops-Staumauer: da müssen wir hin. Nach kurzem Aufstieg zum Kops-Stausee erreichen wir auf der alten Asphaltstraße Galtür. Nach dem Einkauf beim Bäcker genießen wir unser Frühstück mitten auf dem Marktplatz.

Die Asphaltstraße bringt uns nach Ischgl. Es ist diese Straße, die im Winter manchmal wegen Lawinen gesperrt ist, weshalb die Urlauber dann in Galtür festsitzen. Das ist natürlich schlecht für den Tourismus, da muß alles nach engem Fahrplan fluppen. Viele Menschen müssen das Tal hochgebaggert werden, um Zimmer und Lifte in Galtür zu füllen. Deshalb baut man jetzt parallel zur bisherigen Straße lange Lawinentunnel und künftig kann der Massentourismus als von der Natur unabhängiges Naturerlebnis noch optimaler durchgezogen werden.

Ischgl ist vollständig vom Wintertourismus geprägt: Immer abwechselnd Hotel, Geldautomat, Hotel, Geldautomat. Mit etwas Mühe kann man das Kirchlein entdecken, das vielleicht früher den Ortsmittelpunkt gebildet hat. Heute ist der Ortsmittelpunkt der große Parkplatz / Sammelplatz vor einer sehr leistungsfähigen Kabinenbahn, umringt von den ganzen Bars und Discos. Zentral die lustige Bar "Kuhstall" wie in jedem anderen dieser Wintersportorte auch. Im Sommer: Die Einheimischen, die ständig ´was zu organisieren haben und scheinbar ständig versuchen, mit der Hand das am rechten Ohr angewachsene Handy wieder abzureißen. Und die Sommergäste, erkennbar an den grauen Haaren und suchendem Blick.

Mir gehen Parallelen zur Situation der Bauern zuhause wegen BSE durch den Sinn.
Das ganze System ist Wahnsinn und alle machen mit! Was soll der einzelne Bauer denn machen? Im besten Fall ist er selbst Besitzer seines Hofes (oder die Bank) und trotzdem ist er Gefangener des industriellen Systems, das den Markt beherrscht! Vielleicht bekommen sogar seine vernünftig gehaltenen Kühe BSE (wer kennt denn den wahren Infektionsweg?), in jedem Fall droht ihm aber der Ruin, wenn die Märkte durch den Wahnsinn kaputt gehen. Also Schnauze halten und mitmachen!?
Den Leuten in diesen Schiorten geht es doch genauso: Der Wahnsinn hat große Kraft läßt keine Alternative zu. Als Entschädigung gönnen sie sich die jeweils neusten, monstergroßen Geländewagen mit komplettem Chromschmuck, die wohl vom Erfolg zeugen sollen.

Also weiter!
Vorbei an Kabinenbahnen, Liften und planierten, in die Landschaft gestylten Schipisten geht es hoch ins Fimbertal. Baumaschinen und Baustellenverkehr bis weit ins Tal hinein.

Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir bei herrlicher Sonne nach einem transpirativen Anstieg die schöne und freundliche Heidelberger Hütte, die schon knapp auf schweizer Gebiet liegt.

... dat ziet inne Beine, sarich euch ...

 

Heidelberger Hütte

Sehr jungen Wirte wohnen hier im Sommer mit ihren kleinen Kindern. Wie anders die Kinder hier aufwachsen als bei uns daheim in der Großstadt! Zwischen den hohen, wunderschönen Bergen der Silvretta direkt unterhalb der wilden Fluchthörner. Statt Autoverkehr und Asphalt, bunte Almen, Kühe und Pferde. Da wachsen doch ganz andere Bilder im Kopf!


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