4. Fahrtag

Herrlicher Fimberpass -
dramatische Schluchten des Val d´Uina:

Heidelberger Hütte - Sur En - Sesvenna Hütte


Am nächsten Morgen lohnt sich das Aufsteigen gar nicht erst für die paar Meter und wir schieben direkt zum Fimberpaß hoch. Ein netter Wanderweg über blühende Almen und letzte Schneefelder. Murmeltiere sind hier aus nächster Nähe zu sehen. Sie kommen sehr vorsichtig aus ihren Bauten, scheinen aber nur nach oben, in den Himmel zu sichern. Jedenfalls beachten sie uns kaum. Wahrscheinlich haben Murmeltiere hier oben keine Bodenfeinde und fürchten nur den Adler.
Murmeltier am FimberpassDa guckste!
im Fimberpass vom Fimberpass ins Unterengadin zum Inntal
Fimberpass, höchster Übergang der Tour (2608 m ü. NN)
Steg auf dem Weg nach Hof Zurort
Der Weg über den Fimberpaß (2608 m), umrahmt von Bergen knapp über 3.000 m, gefällt mir sehr gut. Die Abfahrt ist für mich leider technisch etwas zu schwer, so daß ich oft absteigen und schieben muß - egal. Vielfach kreuzt der Weg kleine Scheeflecken und Schmelzwasserbäche.

Hier habe ich ernsthafte Bremsenprobleme (Totalausfall!) - die billigen WCW-Bremsklötze (LX V-Brake) funktionieren gut auf meinen alten Mavic X517-Felgen. Mit meinen neuen Mavic X618CD-Laufrädern (hartanodisiert) bremst es trocken auch sehr gut, aber naß überhaupt nicht! Wegen mangelnder Reibung / Bremswärme trocknen die Felgen auch nicht wieder und ich fühle mich an meine Jugendräder mit verchromten Stahlblechfelgen erinnert. Sehr unangenehm, testet so ´was vorher!! Auf dem Weg hinunter ins Inntal
Hof Zurort Die weitere Abfahrt ins Inntal ist lang und schön. Wir kehren im Hof Zuort ein, einem alten Hof wie aus dem Bilderbuch. Die Eckstube, die man sich unbedingt anschauen sollte, ist mit alten Holzmalereien und bleiverglasten Fenstern mit den Wappen der schweizer Kantone ausgestattet. Witzig (oder schweizerisch?): Das wir den Euro de facto längst haben ist dem Wirt wurscht. Gern nimmt er DM als Bezahlung, keinesfalls aber Lire. Da wird uns ja künftig viel entgehen!

Weiter gehts nach Vna und im Geschwindigkeitsrausch auf Splitt und auf Asphalt steil runter nach Ramosch und nach Sur En. Auf dem dortigen Campingplatz machen Hobby-Holzbildhauer Urlaub, die mit Kettensäge und Stechbeitel Holz-Kunstwerke beachtlicher Größe und durchaus unterschiedlicher Schönheit schaffen. Auch lustig. Aus purer Neugierde würde mich natürlich der Transport nach Hause per Kleinwagen und die feierliche Enthüllung vor den Nachbarn interessieren.

Nach kurzer regenschauerbedingter Pause für uns der Einstieg ins legendäre Val d´Uina! Ein wunderschönes, unverbautes und natürliches Tal. Ein wilder, ungezämter Gebirgsbach gestaltet den Talgrund in allen Varianten zwischen flachen Schotterbänken, wildromantischen Waldabschnitten und dramatischen Schluchten. Ostalpenlandschaft pur!

An der Alm Uina Dadaint treffen wir auf einen Mountainbiker, der uns bereitwillig aus seinem umfangreichen alpinen Erfahrungsschatz vorträgt. Man kommt so ins Gespräch, und wir erläutern unsere geplante Route über den Schlinigpaß in den Vinschgau nach Osten und von Latsch über das Tarscher Joch ins Ultental. Tarscher Paß: Ich kann die Worte nicht wiedergeben, mit denen besagter Mountainbiker die Mischung an Ödnis, Anstrengung, körperlicher Pein und psychischer Qual beschrieb, die einen am Tarscher Joch erwartet. Ihr würdet traurig werden und anfangen zu weinen. Nun war uns bereits aus anderen Berichten und aus der www-Recherche klar, daß das Tarscher Joch ein übler Schieber ist und mit ca. 2.000 Steigungsmetern über Talgrund noch anstrengend dazu, aber daß es so schlimm ist! Erschrocken planen wir um und wollen nun das Etschtal bis ans Ende kurz vor Meran fahren und dann von unten das Ultental wieder rauf. Also nix alpines.

Da musse fahrn un nich schieben - sonz könnse ja die teure 20/32-Übersetzung gleich im Kamin schreiben.

Bald oberhalb der Alm Uina Dadaint ist das weite Tal zu Ende und der Blick wird geradeaus nach Süden in die enge Schlucht des Wildbaches Uina gezogen. Senkrechte Felswände auf beiden Seiten und in der Wand die ausgesprengte Galerie des Weges hoch zum Plateau des Schlingpaß! Wer schon ´mal für eine Transalp recherchiert hat, kennt die Bilder. Eine großartige Alpenschlucht, in der man auf diesem künstlich in den Fels getriebenen Weg Gast sein darf.

Jürgen im Val d´ Uina kurz unterhalb der Gallerie wilde Schlucht am Ende des Val d´ Uina
Val d´ Uina: der schwarze Streifen mittendrin ist die berühmte Gallerie Die Schlucht des Val d´ Uina: Über uns gehts rauf und unter uns gehts runter! Mit dem MTB in der senkrechten Welt.
Umtragestelle uber ein Schneefeld in der engen Schlucht, ca. 200 m senkrecht unten ist der Talgrund!
oberes Val d´ Uina


Übrigens wurde der Übergang zwischen Engadin und Vinschgau eigens für den Viehtrieb gebaut! Klingt abenteuerlich und war ja ein immenser Aufwand für eine alpine Kuh-Wanderroute.

Ich versuche mir vorzustellen, wie man wohl eine Ruhrgebietskuh durch so einen Weg treibt?

 

Da bisse die ganze Zeit die Fliegen ab am wehren.

Die Sesvenna Hütte ist toll gelegen, schön und die ganz jungen Wirtsleute sind sehr tüchtig und freundlich! Das Essen ist ausgezeichnet und wir bekommen noch Nachschlag so viel wir wollen. Während des Abendessens können wir durchs Fenster Steinböcke hoch im Berghang beobachten. (Ein guter Platz für einen Salz-Leckstein ...) Da fühlt man sich pudelwohl und wegen der tollen Umgebung wäre das auch eine 1a-Empfehlung zum Bergsteigen/Bergwandern. Direkt vor der Hütte steht die Sesvenna (3.204 m) - ein schöner Berg und von der Hütte aus gut als Tagestour zu machen. Ein schöner Ausklang eines großartigen Tages. Sesvenna Hütte


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