8. Fahrtag | |
Up-
und Downhill zum Gardasee |
Heute morgen also die Bocca
dell´Ussol. Es sind ja wirklich nur noch ein paar Meter Straße bis
zum Einstieg. Der Weg ist zunächst asphaltiert und angenehm zu fahren.
Steil, aber fahrbar. Im oberen Bereich, schon nahe der Malga Gavardina wächst
wild der Goldregen in den Hängen und blüht leuchtend gelb. An der
Malga Casinotto müssen wir absteigen und finden nach kurzer Orientierung
den Steig durch den Wald, der steil bergauf in die Scharte führt. Herrlicher
Rundblick.
Der Weg bergab ist erst gar nicht, dann nur mit viel Mut fahrbar. Technisch sehr schwer und oft wirklich unfahrbar (Bachbettpassage) und ich schiebe weit runter ins Tal. Hat aber auch sein gutes: In den bunten Wiesen wachsen viele Alpenblumen, wie z.B. die Feuerlilie in einem geradezu absurden Rot (gibts bei uns nur als Vorgartenblume). Dazwischen Apollofalter (Schmetterlinge), die ganz erstaunlich gut fliegen, kleinste Aufwinde nutzen können und sich ohne Anstrengung mühelos in den steilen Wiesen hoch und runter bewegen können (im Gegensatz zu unserer Fortbewegungstechnik). Erst kurz vor der Brücke Ponte Glera kann ich wieder aufsteigen und zügig gehts nach Lenzumo zum leckeren Mittagessen in einem Albergo. |
Jetzt trennt uns nur noch
ein Berg vom Ziel: der Tremalzo-Paß (Asphaltauffahrt). Wir lassen die
ganzen Verkehrsschilder nach Riva unbeachtet und fahren auf Straße zum
Ampola-Paß. Hier geht es nach links ab in die Rückseite der Gardasee-Berge.
Kehre an Kehre windet sich das graue Band durch den Wald. Angenehm zu fahren, hier im Schatten. Und im oberen Teil ist es sogar etwas flacher als unten. Klick, Klick - 2 Gänge wieder raufschalten und nach insgesamt 1½ Stunden stehen wir im Paß und sehen den Gardasee 1.800 m unter uns. Noch ein Cappuchino und weiter gehts zunächst ein Stückchen bergauf zum Tremalzo-Tunnel und dann den Fahrweg durch spektakuläre Felsformationen zum Notapaß. Wunderschön, aber leider gibt es so Typen, die zeigen wollen, daß sie diese schmalen Schottersträßchen auch mit ihrem Auto fahren können. Das nervt ziemlich.
Wir fahren durch skurile
Felslandschaften und lichte Wälder Weg 421 über den Bestanapaß
zur Bocca Fortini und zum Guilpaß. Das sind sicher nicht die berüchtigten
Gardasee-Monsterdownhills. Uns drängt ziemlich die Zeit, denn es ist schon
später Nachmittag und noch ein weiter Weg nach unten. Großartige
Verfahrer können wir uns jetzt nicht mehr leisten.
Am Guilpaß erscheinen
uns die möglichen Wege im Fels oberhalb des Gardasees alle zu unsicher
(das kann man besser probieren, wenn man morgens auf dem Tremalzo steht) und
wir fahren durchs Val San Antonio auf Fahrwegen ab ins Val di Ledro. Teilweise
ist es extrem steil (aber fahrtechnisch einfach) und wir stehen sozusagen in
den Bremsen.
Da krisset anne Finger.
Die Felgen werden so heiß,
das man sie nicht mehr anfassen kann - das hatte ich so bisher noch nicht erlebt
und liegt daran, daß es keine Stellen gibt, wo man auch mal rollen kann
und die Felgen wieder abkühlen.
Sitzt ihr gut? o.k.
Weiter gehts nämlich
die Auto-Fahrstraße runter durch den langen Tunnel nach Riva. Ich weis,
jetzt wendet sich der Leser entsetzt ab und Sympathie weicht blanker Fassungslosigkeit.
Andere Biker träumen von den Gardaseetrails für sportliche MTB-Touren
oder auch zur reinen Runterfahrerei (Downhill) und wir fahren durch den Tunnel.
Aber was soll man machen?
Es fing am dämmern.
Also der Vollständigkeit
halber: Der Tunnel ist zwar lang und doof aber problemlos. Zweispurig breit
ausgebaut (eine Spur / Richtung), gut beleuchtet, arschglatter Asphalt und so
großes Gefälle, daß man ohne viel Arbeit mit 60 km/h runterrollen
kann. Dadurch ist die Geschwindigkeitsdifferenz zu den wenigen Autos nur klein
und man fühlt sich nicht unsicher. Es ist eher langweilig - besonders im
Gedanken an die entgangene Freuden in Trails an der frischen Luft.