7. Fahrtag
Im Schatten Rolands

Bujaruelo - Puerto de Bujaruelo - Luz

Wir queren den Río Ara und schieben hoch in Richtung Puerto de Bujaruelo, das die Grenze zurück auf die französische Seite bildet.

Vamos!Blick zurück ins AratalHochspannend

Schiebestrecke zur Puerto de BujarueloBlick in den Kessel von Gavarnie

Am Beginn der Asphaltstraße

Der Wanderweg hoch zur Paßscharte muß komplett geschoben werden: zu steil zum Fahren. Ist aber relativ problemlos, lediglich die letzte Rampe ist recht steil und beschwerlich (verschiedene Tragestellen). Von der französischen Seite geht eine Asphaltstraße bis hoch in die Paßhöhe.

Umgekehrt könnte es besser gehen: einfache Auffahrt, 100% Asphalt von Gavarnie zur Port de Boucharo, das schafft sogar so ein albernes Wohnmobil (kauf ich mir, wenn ich ´mal Rentner bin!) und dann runter nach Bujaruelo. Wir sind raufgeschoben, aber bergab müßte man vermutlich > 50% fahren können.

(Hinweis: Derartige Einschätzungen sind an erfahrene Alpinbiker gerichtet. Nicht daß jetzt ein MTB-Neuling einfach unbedarft in derartiges Gelände hineinfährt!)

Am Beginn der Asphaltstraße

 

Der Kessel von GavarnieIn der Scharte ist es recht kalt, Schneereste vom letzten Winter liegen sogar Ende September noch hier. Leider kann man nicht in die berühmte Rolandsbresche hineinschauen - es wären aber von hier lediglich 2 Stunden Fußmarsch. Wir fahren allerdings die Straße hinunter durch das Skigebiet nach Gavarnie.

Skistation

Also, an der berühmten Rolandsbresche waren wir nicht. Hier trotzdem ein (geklautes) Bild:

Ein Traum in Fels: Die Rolandsbresche

Im großartigen Cirque de Gavarnie der markanteste Übergang für Wanderer nach Spanien. Der Sage nach entstanden, als Roland mit letzter Kraft sein Wunderschwert Durendal in die Berge warf, damit es nicht dem Feind in die Hände fällt. Als wir in Gavarnie waren waren die Berge leider wolkenverhangen.

Epilog: Roland

Roland (der Graf Hruodland) war Gefolgsmann (Paladin) Karls des Großen und Befehlshaber im bretonischen Grenzbezirk. Er fiel 778 am Ende des Trosses der Truppen Karls d. Gr. auf dem Rückzug von Saragossa durch die (christlich getauften) Basken.

Die Mönche von Cluny (Burgund) begründen im 11. Jahrhundert den Rolandskult als Aufruf zur Reconquista: Roland wird zum christlichen Märtyrer, der im Kampf gegen die islamischen Mauren gefallen ist. Das "Chanson de Roland", das Rolandslied wird zum Nationalepos Frankreichs. 1131 wird es durch den Mönch Konrad (Konrad der Pfaffe) ins Deutsche übersetzt. Es ist eine dramatische Schilderung der Heldentaten Rolands - geschaffen zur Kriegseinstimmung für die Reconquista! Der Held Roland mit seinem mystischen Schwert "Durendal" und dem sagenhaften Feldhorn "Olifant". Der mißglückte Feldzug Karls d. Gr. wird zum Glaubenskampf umstilisiert. Roland, in der Rolandssage als Karls Neffe angesprochen, wird zum Vorbild des für seinen Glauben und für seinen Lehnsherrn streitenden und sterbenden Ritters: Der Idealvorstellung der Epoche der Kreuzzüge.

Das 11. bis 13. Jahrhundert wird zur entscheidenen Phase der Reconquista, der Rückeroberung und Katholisierung Spaniens. 1031 fällt Toledo, 1236 Cordoba, 1248 Sevilla. Erst im Jahre 1492, dem Jahr von Kolumbus Fahrt nach Amerika, wird Granada eingenommen und das islamischen Reich verschwindet aus Europa.

Zum Rolandslied habe ich folgende gute Links gefunden:
Das Rolandslied mittelhochdeutsch und hochdeutsch
Die Sage von Roland - sehr schöne Darstellung
Die Sage von Roland

Der Rest ist Straßenrollerei im Regen. Wir fahren das Flußtal nach Norden hinaus bis nach Luz -St. Sauveur am Fuß der Westrampe des Tourmalet-Straßenpasses. Dutzende Reisebusse kommen uns entgegen: Rentnerfahrten nach Gavarnie.

 
Exkurs - Ideologie und Ehrlichkeit

Der Circe de Gavarnie ist Naturschutzgebiet. Verboten Blumen und Pilze zu pflücken.

Verboten Wege zu verlassen. Verboten zu biwakieren. Radeln sowieso.

Mittendrin: Die Asphaltstraße, die jeden bequem im Auto zum Port de Boucharo auf 2270 m Höhe bringt. Großer Parkplatz. Nun gut.
Mittendrin: Skilifte rechts und links im Tal. Zwei schwere Bagger zerreißen die Bergwiese und legen eine weitere Piste an. Normbreite.
Mittendrin: Die Skistation zur Versorgung der Skigäste. Sieht etwa so schön aus wie ein mittelstädtisches Einkaufszentrum.

O.K. - der Skitourismus ist heute etwas anderes als er es wohl ´mal in der Pionierzeit war.

Aus Sicht der Gebirgsbewohner: wirtschaftliche Existenzgrundlage vieler Menschen.
Gerade in den Pyrenäen gibt es große entsiedelte Gebiete - Dörfer abseits der touristischen Erschließung, die den Bewohnern heute keine ausreichende Lebensgrundlage mehr bieten können.

Aus Sicht der Urlauber: Vergnügen und Erholung. Mehr Event als Erlebnis oder individuelle Erfahrung. Das ist ja auch ein Wert an sich und die vielen Menschen aus den Großstädten suchen ja diese Form der Erholung.
Dafür werden entsprechende Gebiete in den Gebirgen erschlossen und bebaut, die heute weniger Naturraum sondern vielmehr Wirtschaftsraum sind. Beides hat seine Berechtigung, beides hat vernünftigerweise seine Grenzen.

Ich fordere Ehrlichkeit:
Die Bedrohung des Naturraumes ist nicht der Wanderer, der eine Blume pflückt und an den Hut steckt. Die Bedrohung kommt mit Dynamit und Asphalt, mit Beton und Stahl!

Luz -St. Sauveur
In Luz -St. Sauveur scheint nur 1mal im Jahr ´was los zu sein: Wenn die Tour-Karawane kommt.

 

Jedoch unbedingt besichtigen: die (Templer?)kirche.

Die Kirche in Luz -St. SauveurDie Kirche in Luz -St. SauveurDie Kirche in Luz -St. Sauveur

Übernachtung in Luz -St. Sauveur, Hotel Terminus (einfacher Standard), für 31,- € pro DZ ohne Frühstück.



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