8. Fahrtag
? Why can´t we do it on the road ¿

Luz St. Sauveur - Col du Tourmalet - Col d´ Aspin - St. Lary-Soulan

Naja - wie schon die Beatles vor 35 Jahren sangen: Auf der Straße gehts auch!
No one will be watching us.
Nach den mühevollen Versuchen der vergangenen Tage in den pyrenäischen Bergwanderwegen biegen wir nun in die Spur ein, die die Helden der Landstraße gezeichnet haben: Tourmalet und Aspin, zwei berühmte Tour-Pässe.

Auffahrt zum Tourmalet: Start im Regen

Tourmalet am Sonntag. Der erwartete Straßenverkehr bleibt jedoch glücklicherweise aus. Wolkenverhangen das gesamte Tal, leichter Nieselregen legt sich aufs Trikot. Da bleiben die Autofahrer zum Glück im Tal. Es ist eine lange Kurbelei, doch die Fahrt den Tourmalet hoch geht eigentlich leichter als befürchtet. Am Straßenrand informieren Blechtafeln über erreichte Höhe, Wegstrecke zum Paß und über die aktuelle Steigung - Radtourismus ist in dieser Gegend populär. Verblichene Schriften auf der Straße: Bjarne, Ullrich, Indurain - das muß noch von ´98 gewesen sein.

Tourmalet-Westrampe

Die Westrampe, die wir bergan nehmen, hat eine moderate und sehr konstante Steigung von lediglich 8 %. Nur die letzte Rampe ab ca. 200 hm vor dem Paß ist mit 10 % etwas steiler. Jetzt nur kein Hungerast - dann ist die Paßhöhe gewonnen. Die Tour-Profis fahren mit dem Straßenrad ungefär dreimal so schnell hinauf: Wahnsinn, dieser Leistungsunterschied!

Nur für einen Moment reißt der Himmel auf und gibt einen kurzen Blick auf die bizarren Felszacken des Massif de Néouvielle frei. Dann verliert sich der Blick wieder auf der unscharfen Linie zwischen Grashang und Nebel.

Die Helden in der paßhöhe

Also jetzt mal ehrlich: sieht der Radler nicht beknackt aus?Das Foto zeigt uns vor dem mittelschönen Radlerdenkmal in der Paßhöhe. Augenscheinlich soll es wohl an die erste Nacktbefahrung des Tourmalet erinnern. Also, mir wäre eine Statue der Siegerin der Damenwertung lieber gewesen!

 

In der Paßhöhe eine Kaffeehütte angefüllt mit Rad- und Skidevotionalien:

Die Kaffeehütte in der Tourmalet-Paßhöhe Jürgen hat´s geschafft!

Racer von 1933Sieht bescheuert aus - vermutlich fährt es sich auch so

Eindrucksvoll: Ein Rad von 1933 mit abenteuerlicher Konstruktion des Kettenantriebs. Vorwärtstreten für schnelle Fahrt im Flachen, Rückwärtstreten für steile Berge. Das muß ja eine wahnwitzige Fahrt rückwärtstretend die Berge ´rauf gewesen sein!

 

Regen Kälte und Wind: Alle verfügbaren Pullover, Anoraks, Handschuhe und Hosen anziehen und mit Schwung in die Regenabfahrt die steilere Ostrampe hinunter. Regen, Wind und die nasse Straße erlauben kaum Blicke nach rechts und nach links und so fliegt das ungeheuer häßliche Touristensilo La Mongie schnell an uns vorbei.Kein Wort hierüber.

Nach kurzer Erholung in Ste. Marie-de-Campan geht es wieder auf die Straße, zurück in Nebel, Kälte und Nieselregen: Der Col d´Aspin. Die Straße geht durch kleine Dörfer und durch Wald - im Nebel sieht bald alles gleich aus. In der Paßhöhe lediglich ein trostloser Parkplatz. Ein französisches Rentnerpaar läßt den Hund zum Scheißen aus dem Auto. Schnell den Anorak aus dem Rucksack und weiter!

Ein paar hundert Meter tiefer verabschieden wir uns von Christophe, der uns früher verlassen muß und sich mit Bahn und Bike zum Flughafen Perpignon durchschlägt.

Jürgen, Peter und ich fahren in entgegengesetzte Richtung das Auretal hinauf bis nach St. Lary. Pling sagt die Speiche zum Abschied und lustig eiert das Hinterrad über die Landstraße.

Jürgen in der Aspin-Paßhöhe
 
Exkurs - Straßenpässe

Klangvolle Namen haben die großen Straßenpässe unter Radfahrern. Höhepunkte im Wortsinn und Entscheidungsorte der großen Radrennen - allen voran der Tour de France.

Beim Hören läuft Schweiß den Rücken herunter und die Fußballen kribbeln. Es ist die Welt des Wettbewerbs, des Kräftemessens. Sport um seiner selbst willen. Wer ist zuerst oben? In welcher Zeit?

Der Paß nicht Gastgeber der Tagestour, sondern Gegner, der niedergerungen werden muß. Die Straße reduziert den Berg auf zwei Eigenschaften: Steilheit und Höhe.

Das hat ´was, kommt aber an das tiefe Erlebnis alpiner Touren nicht heran, kann nicht die Sinnenreize einer alpinen Tour bieten!

St. Lary-Soulan - was für ein öder Ort! Jedenfalls hat hier Ende September alles zu. Nach einiger Suche finden wir dennoch ein hübsches Hotel (LesArches **, Familienzimmer + Frühstücksbuffet 81.50 € für 3 Personen) und nach noch viel mehr suchen auch das einzige offene Lokal (Pizzaria)

Ein langer Tag, 100% Straßenfahrt - die großen Ritzel freuen sich über einen arbeitsfreien Tag.



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